Wozu die Elbe-Staustufen bei Decín?
28.1.2015 | Leserbrief
Sehr geehrte Damen und Herren in der Redaktion der Volksstimme Schönebeck,
in dem Kurzinterview mit Christian Jung vom 27.1.2015 haben sich einige Fehler eingeschlichen bzw. Herr Jungs Aussagen entsprechen nicht der Realität. Da Ihr Alltag hektisch ist und Sie nicht jedes Detail nachrecherchieren können, möchte ich für Ihre zukünftige Berichterstattung die Irrtümer aufklären. Ich bitte Sie zudem, dies als Leserbrief zu veröffentlichen. Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Iris Brunar
Wozu die Elbe-Staustufen bei Decín?
Die Elbe-Staustufe bei Decín wird nicht zum Hochwasserrückhalt geplant. Talsperren können eine Hochwasser regulierende Funktion haben, wenn sie Rückhalteraum eingeplant haben. Bei Staustufen ist das nicht der Fall, sie schaffen kein freies Speichervolumen. Im Gegenteil: Da wird Hochwasserrückhalteraum überstaut, der dann im Hochwasserfall nicht mehr zur Verfügung steht. Das Wasser fließt einfach über das Wehr hinweg. An der Donau hat man die Erfahrung gemacht, dass mit dem Bau von Staustufen die Hochwasser nicht nur höher aufliefen, sondern auch schneller wurden. Hochwasser wurden also gefährlicher, siehe Grafik anbei.
Die Staustufe bei Decín soll gebaut werden, um die ganzjährige Schiffbarkeit von Tschechien zu den Nordseehäfen – z.B. Hamburg – herzustellen. Doch wird dadurch der deutsche Teil der Elbe, immerhin 550 Kilometer, nicht besser schiffbar als bisher, denn der Grenze schwillt die Elbe nicht plötzlich zu einem riesigen Strom an. Auch in Deutschland führt die Elbe extreme Niedrigwasser, die Monate lang dauern. Deswegen bewegt sich in den Häfen, die nur über die Elbe erreicht werden können, der Umschlag vom und auf das Güterschiff auf niedrigstem Niveau und geht immer weiter zurück.
Die Staustufe bei Decín würde in etwa 250 Millionen Euro kosten. Das ist nicht nur wesentlich, weil das 90 Millionen Euro mehr ist als bei Ihnen angegeben, sondern auch, weil durch Herunterrechnen Großprojekte lohnender für die Öffentlichkeit erscheinen sollen. Hingegen würde sich der Bau der Staustufe Decín nur für den Bauunternehmer lohnen, den den Auftrag bekommt. Der Güterschifffahrt wird sie nicht nutzen.