UNESCO-Weltkulturerbe in Gefahr. Auenschutz erfordert ein Ende der Elbvertiefungen
12.9.2015 | Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
Dessau: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat anlässlich des diesjährigen Elbe-Kirchentages einen besseren Schutz der Elbauen gefordert. „Das UNESCO-Welterbe entlang der Elbauen ist vor allem durch die Sohleerosion und die dadurch beschleunigte Austrocknung gefährdet“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger in Dessau.
„Entlang vieler Elbabschnitte waren die Auen in diesem Jahr braun statt grün. Das ist ein Alarmsignal. Besonders in Zeiten des Klimawandels benötigen die Auen zum Überleben ausreichend Wasser. Statt weiter den Bau eines überflüssigen Saale-Elbe-Kanals zu fördern, muss die Landesregierung Sachsen-Anhalt endlich die nötigen Mittel für den Schutz der Auen bereitstellen und die schädliche Flussvertiefung stoppen.“
Um die Schiffbarkeit des Flusses zu verbessern, wurden die Ufer an vielen Stellen geschottert und begradigt. Mehrere Tausend Buhnen sollen den Strom in sein Bett zwingen. Die künstliche Einengung des Flusses hat gravierende Folgen für den Zustand der Elbe, sie wird immer schneller und trägt ihr Sandbett fort. Die Sohle wird tiefer und tiefer, jedes Jahr um mehrere Zentimeter. Sinkt das Flussbett, fällt auch der Wasserspiegel im Fluss und in den Auen. Auf diese Weise trocknen die Auwälder des UNESCO-Welterbes Dessau-Wörlitzer Gartenreich weiter aus, ebenso wie zahlreiche Feuchtwiesen und Kleingewässer.
„Das europäische Naturerbe an der Elbe, eingerichtet durch das Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000, ist in akuter Gefahr“, so Weiger. „Es ist unverantwortlich, diese Tatsache weiter zu ignorieren, wie es die Regierungsparteien in Sachsen-Anhalt tun. Auch dem Steuerzahler ist es nicht länger vermittelbar, dass sein Geld in überflüssige Maßnahmen gesteckt wird, die das Kulturerbe in der Region aufs Spiel setzen“, sagte der BUND-Vorsitzende.
„Zu lange wurde an dem Glauben festgehalten, dass sich aus der Elbe eine ganzjährig befahrbare Wasserstraße machen lässt. Dies ist gründlich gescheitert. Mehrere hundert Millionen Euro wurden in den letzten 20 Jahren in die Häfen und die Wasserstraßen Elbe und Saale gesteckt. Die Elbe ist als Wasserstraße passé. Ein Verkehrsträger ohne Verlässlichkeit ist sinnlos. Für die Elbe brauchen wir andere Zukunftsvisionen als sie die Bundesregierung und das Land derzeit mit utopischen Fahrrinnentiefen und der Fixierung auf die Güterschifffahrt verfolgen“, sagte Weiger.
Der naturnahe Charakter der Flusslandschaft Elbe müsse erhalten und gestärkt werden. Die Schifffahrt müsse sich den Bedingungen der Elbe anpassen und nicht umgekehrt, forderte der BUND-Vorsitzende.
Hubert Weiger dankt ausdrücklich Kirchenpräsident Joachim Liebig als Vertreter der Evangelischen Landeskirche Anhalts für das seit 20 Jahren anhaltende Engagement für die Bewahrung der Schöpfung, das sich ganz besonders an der Elbe gezeigt hat.
Pressekontakt: Iris Brunar, Sprecherin des BUND-Elbeprojekts, mobil: 0178-1630204, i.brunar@gmx.de Magnus Wessel, BUND-Gewässerexperte, mobil: 0160-93721830, Magnus.Wessel@bund.net